Ein Panzerfahrer erzählt über ein Angriff auf den "Feldmarschallhügel"
"Wir brachen nach Süden in Richtung Preklun auf. Es war Mittag, die Sonne lugt schwach hervor. Unterwegs setzte mein Motor aus, die Leistung ließ stark nach, ich mußte aus der Kolonne ausscheren, um nach dem Vergaser zu sehen. Ich baute den Fallstromvergaser aus, um die Düsen, schwimmer und Ventil zu reinigen. Das war kein Problem für mich, weil ich in Panzerwartung ausgebildet war. Während ich arbeitete, tauchte in Staffel Kampfflugzeuge am Himmel auf. Das Wetter war ideal zu Fliegen. Sie jagten uns keine Angst ein. Wir waren vorbereitet und hatten unser Turm-MG zur Fliegerabwehr besetzt. Nach einer guten Stunde klang der Motor wieder okay, und so setzten wir unsere Fahrt fort, um unsere Karmeraden einzuholen. Unsere Route führte dorch Preklun und anschließend in östliche Richtung. Instinktiv folgten wir den Kettenabdrücken, im nicht vom Wege abzukommen. Wieder hatten wir den richtigen ,,Riecher". Etwa drei oder vier Kilometer hinter der Ortschaft stieg das Gelände an, und auf der Anhöhe sahen wir unsere 7. Kompanie mit ungefähr 13 oder 14 PzKpfw IV, die in einen Kampf verwickelt waren. Nachdem wir sehr nahe herangekommen waren, blickten wir ,noch einmal vom sog. ,,Feldmarschallhügel". Wir konnten bereits sehen, daß mehrere Panzer auf Minen aufgefahren waren. Einige von ihnen waren außer Gefecht, andere rollten rückwärts.
Meine Hauptsorge galt der Suche nach einer günstigen Position. Nachdem wir eine günstiges Schlupfloch gefunden hatten, fuhren wir weiter od holten die kämpfende 7. Kompanie ein. An diesem Tag unterstand das Regiment dem Befehl von Oberstleutnant Petreli. Der Angriff kam schleppend voran. Der Iwan verteidigte die Anhöhe mit einer Vielzahl von Panzern und anderem Kriegsgerät. Für uns war die Anhöhe von strategischer Bedeutung, da man von dort oben die gesamten Hauptstraße für die Versorgungstransporte bis nach Libau einsehen konnte. Immer mehr Panzer fielen dem massiven Beschuß des Gegners zum Opfer, wodurch sich unsere Reihen lichteten. Ungeachtet dessen erklommen wir den Hügel gegen den hartnäckigen Widerstand der Verteidiger bis zum Einbruch der Nacht. Mein Kommandant, Unterfeldwebel Ernst, befahl mir, mich nach links in Richtung auf ein brennendes Bauernhaus zu halten. Es brannte lichterloh! Im Schein des Feuers näherten wir uns einer Öffnung in der Tannenhecke, welche das Glut umgab. Als wir auf etwa 20m an die Durchfahrt herangekommen waren, bemerkte ich zu meinem großen Entsetzen am Ende der Hecke ein schweres Panzerabwehrgeschütz des Gegners, dessen Lauf direkt auf mich gerichtet war! Der Schreck fuhr mir in die Glieder. so daß ich kein Wort herausbrachte. Es schien. als hätten weder der Kommandant noch der Schütze etwas gesehen, denn ich hörte keine Feuerbefehle, und unsere Kanone zielte in eine andere Richtung. Unsere einzige Rettung schien darin zu bestehen, Vollgas zu geben. Die Nadel des Drehzahlmessers sauste in den roten Bereich. Es kam auf die Zehntelsekunde an, während die Mündungsöffnung der Panzerabwehrkanone direkt vor meinem Visierschlitz auftauchte. Wir mußten sie mit den Ketten unseres Panzers vernichten ,ehe sie feuern konnten. Ich nahm an, daß die Geschützbesatzung getötet worden war. Im gleichen Augenblick erkannte der Kommandant die Gefahr - beide stießen wir einen Seufzer der Erleichterung aus.
Wir fuhren in eine Senke. Der Schein des brennenden Hauses drang nicht durch die Hecke bis in die Mulde. Bald standen wir wieder auf einem befestigten Pfad mitten in der Dunkelheit. Während unserer ruhigen Fahrt gewahrten wir links und rechts die Umrisse von zwei weiteren Panzern. Wir hielten zwischen ihnen an, lugten hinaus und stellten zu unserem Entsetzen fest, daß es sich um T-34 handelte! Wir verschwanden im Nu wieder im Inneren unseres Panzers und richteten unsere Kanone auf sie, aber es wäre sicher zu spät gewesen, wenn sie noch einsatzfähig gewesen wären. Anstelle dessen mußten wir feststellen. daß sie beide vom Weg abgekommen und im Schlamm stecken geblieben waren. Ihre Besatzungen hatten sie verlassen. Um auf Nummer sicher zu gehen, feuerten wir eine Granate aus nächster Nähe in den Maschinenraum. Das auflodernde Feuer kam gerade recht, denn somit konnten wir feststellen, daß uns nur noch vier eigene Panzer geblieben waren.
Die Spitze der Anhöhe lag in Reichweite, wahrscheinlich nicht mehr als 50 Meter entfernt. Plötzlich ertönte aus unmittelbarer Nähe Geschützdonner. Die drei anderen Panzer waren getroffen und gerieten in Brand. Glücklicherweise konnten wir uns zur Deckung wieder in die Senke zurückziehen, ehe der vierte Schuß abgefeuert wurde. Im Schein der Flammen hätten wir eine gute Zielscheibe für das eingegrabene russische Sturmgeschütz abgegeben. Aufgrund der neuen Lage mußten wir auf die Wiedereroberung der Anhöhe verzichten. Wir verbrachten die Nacht bis zum Morgengrauen allein in einer ungewissen Umgebung. Am frühen Morgen erreichten uns die ersten Panzer von Oberleutnant Petreli. Von da ab bestand unsere Hauptaufgabe darin, Gegenangriffe abzuwehren. Gegen Mittag traf Unteroffizier Goos vom Regimentsstab mit seinem Panzer RO 3 ein. Als er versuchte, eine geeignete Stellung zu finden, geriet er in die Schußlinie des russischen Sturmgeschützes, das wir nicht ausschalten konnten, und wurde abgeschossen. Dabei wurde sein Schütze getötet. Am gleichen Nachmittag unternahmen wir einen Gegenangriff mit unserer Infanterie, um den feindlichen Durchbruch zu stoppen. Am Fuß des Hügels hielten wir uns rechts. Der Boden war mit unzähligen toten deutschen Soldaten übersät. Mit Mühe wichen wir ihnen aus, denn wir wollten nicht gern über Tote hinweg fahren. Es gelang uns, den Einfall zu stoppen, dem Iwan schwere Verluste zuzufügen und unsere Infanterie wieder in ihren alten Schützenlöchern zu plazieren. Wir standen gerade unter massivem Gewehrfeuer, als der Befehl eintraf, wieder zu Oberleutnant Petreli zurückzukehren. Mitten im Getümmel würgte ich den Motor ab. ich versuchte, ihn wieder zu starten, doch der elektrische Anlasser funktionierte nicht. Funker und Ladeschütze mußten im dichten Geschützhagel des Feindes aussteigen und mit der Andrehkurbel am Schwungradstarter hantieren. Das war keine leichte Aufgabe, aber es gelang ihnen.
Nachdem wir den Hügel umrundet hatten, um wieder auf unsere frühere Position zu gelangen, kamen wir ins Blickfeld eines vorgeschobenen russischen Artilleriebeobachters. Er jagte uns mit schwerem Artilleriefeuer aus mehreren Batterien mehr als eine Stunde lang umher, bis wir außer Sicht waren und Oberleutnant Petreli erreichten. Tage später holte man uns heraus, und ich konnte meinen Anlasser reparieren lassen."