Oberst aD Heinrich Wust im Panzer 38t:
,,Panzermarsch von Prag nach Eisenach. Im An-schluß an den Polenfeldzug Herbst 1939 hatte der gute alte PzKpfw 1 ,,Krupp-Sport" seine Schuldigkeit getan. Wir sollten neben den PzKpfw Ii und IV künftig den tschechischen PzKpfw 38(t) einsetzen. Wir mußten einige Fahrzeuge dieses Typs im Prager Werk abholen, um uns mit den neuen Panzern vertraut zu machen. Wir hatten, ausgehend von unseren bisherigen Erfahrungen mit Panzern, für die 350 km lange Strecke etwa vier bis fünf Tage veranschlagt. Kalkulierte man unerwartete Zwischenfälle ein, rechneten wir insgesamt mit einer Woche. Wir waren allerdings vollkommen sprachlos, als wir bereits zweieinhalb Tage nach Abreise des Überführungskommandos den Lärm der Panzer vernahmen. Die Kolonne der PzKpfw 38(t) schwenkte in elegantem Bogen in die Kaserne ein und kam auf die Sekunde genau zum Stehen. Der Kommandant teilte uns mit, die Panzer seien so ruhig gelaufen, daß sich lange Wartungsaufenthalte erübrigt und sie die Strecke nahezu ohne Zwischenhalt zurückgelegt hätten. Die Panzerdivision nahm die Nachricht mit großer Freude zur Kenntnis und zollte der Beweglichkeit der Panzer auch in der Folge immer wieder Respekt.
Verglichen mit den PzKpfw II und IV war der 38(t) schwächer und bot weniger Schutz. war aufgrund seiner höheren Beweglichkeit und effektiveren Bewaffnung jedoch den deutschen Panzern der damaligen Zeit jedoch durchaus ebenbürtig. Seine Leistung auf der Straße war sogar so ausgezeichnet, daß später mehrere recht effiziente Varianten - wie Marder und Hetzer - gebaut wurden, um diese Ausführung so lange wie möglich nutzen zu können. Die einzelnen Bauteile des 38(t) ließen sich nach Bedarf kombinieren, worin eine Quelle für die außergewöhnlich hohe Beweglichkeit des Fahrzeugs liegt. Motor, Lenkung und Getriebe bilden eine Einheit. Erwähnt werden sollen auch die günstigen Wartungs- und Reparaturparameter des Panzers. Lange technische Ausfälle waren eine absolute Ausnahme.
Der Somme-Durchbruch. Ein Teil der 7. Panzerdivision nahm am 5. Juni 1940 einen drei Kilometer tiefen Brückenkopf am südlichen Ufer der Somme ein. Um 16.00 Uhr begann der Großteil der Division mit dem Angriff im Süden, an dem das 25. Panzerregiment mit drei Abteilungen beteiligt war. Das täuschend flache Gefälle erwies sich in Wirklichkeit als ziemlich steil und mußte beim Angriff im Winkel überwunden werden. Die leichten Kompanien mit ihren 38(t) schafften das Hindernis ohne jegliche Schwierigkeiten. Die Infanterie der schweren Kompanie hatte hingegen größere Probleme; die meisten Panzer verloren unterwegs ihre Ketten. Dadurch verzögerte sich der Durchbruch. Es gab nahezu keine Situa-tion. nicht einmal das Fahrtraining in Sandgruben, mit der die 38(t) nicht fertig geworden wären. Dies zeigte sich in ihrer überlegenheit an den Ufern der Somme. wo die PzKpfw 38(t) mit Leichtigkeit an den langsam schnaufenden PzKpfw IV vorbeizogen.
Die Phantom Division. Nach dem Durchbrechen der Weygandlinie wurde die Stadt St. Valery an der Kanalküste am 12. Juni eingenommen. Bei der Kapitulation erkundigte sich einer der französischen Generäle bei General (und später Feldmarschall) Rommel. von welcher Division seine Truppen geschlagen worden wären. Als Rommel voller Stolz antwortete: ,,von der 7. Division", erwiderte der Franzose: ,,Verdammt, schon wieder die Phantom-Division! Erst in Belgien, dann an der Somme. jetzt hier. Wir sind dieser Division überall begegnet. Sie geht in Frankreich wie ein Gespenst um." Der Name ,,Phantom-Division" wurde später zur Ehrenbezeichnung der 7. Panzerdivision. Selbstverständlich galt der Einsatz des PzKpfw 38(t) nicht als alleinige Ursache für diese ehrenvolle Auszeichnung, aber er trug wesentlich dazu bei. So stieg General Rommel morgens kurz nach dem Frühstück an Bord eines 38(t) und begab sich zusammen mit der Besatzung und Oberst Rothenburg, dem Kommandanten des 25. Panzerregiments, auf Aufklärungsfahrt. Oft drangen sie 20 bis 30km hinter die Frontlinie vor und ließen den Rest der Division nachkommen. Ganz sicher hätte Rommel diese ,,Ausflüge" auf feindliches Territorium nicht in einem Panzer III oder IV unternommen, denn diese Typen waren zu langsam und störanfällig. Der schnelle, bewegliche und zuverlässige PzKpfw 38(t) hingegen war für solche Aktionen geradezu prädestiniert."