Originalbericht von Leutnant Kurt Wolf:
Das 5. Panzerregiment ( später 5.Leichte Division ) wurde im August, das ursprünglich zur 3. Panzerdivision gehörte, nach Nordafrika abkommandiert wurde, wo es Teil von Rommels DAK wurde. Die 5. Leichte Division wurde nach ihrer Verstärkung am 1. Oktober 1941 in 21. Panzerdivision umbenannt. Bei der Landung in Nordafrika hatte das 5. Panzerregiment ca. 120 Panzer, von denen nur die Hälfte PzKpfw III und IV waren. Wolff schrieb: ,,Ein Panzerregiment ist eine gigantische Organisation. Munitionsfahrzeuge und Treibstoffwagen rücken vor und werden häufig während des Gefechts in die Luft gejagt. Feldküchen und Verpflegungs-Lkw suchen nicht den Kettenspuren der Panzer ihrer Einheit. Die wichtigen Bewegungen werden jedoch bei Einbruch der Dunkelheit von den Reparaturtrupps ausgeführt. Männer, die Motoren reparieren, Vergaser reinigen und einstellen. Federn, Kettenräder und Kettenglieder müssen überprüft und ausgebessert werden. Kanonen und Maschinengewehre sind zu kontrollieren. Man hört die Flüche der Männer bei ihrer harten Arbeit und das Schlagen der Hämmer durch die feuchtkalte Nacht. Sobald sich die Sonne durch den Morgennebel schiebt, rückt das Regiment weiter vor. Tausende anderer Dinge kommen zusammen, ehe eine Schlacht gewonnen ist."
,,Im gelben Mondlicht rollen lange Lkw-Konvois entlang der Küstenstraße. Ab und zu werden sie von englischen Bombern angegriffen. Wir verteilen uns in der Wüste. Unser Tacho zeigt an, daß wir 40 - 50 km pro Stunde vorankommen. Wasser, Treibstoft Muni, Brot, Proviant und Menschen, all das wird durch die dunkle Nacht transportiert, in der die Hitze wie tagsüber anhält." Das beste sind jedoch die Angriffe. Ob Gott, ich erinnere mich an den 2. Juli! Meine Augen brennen. Mehr als 100 Panzer befanden sich in unserem Bereich, alle zerschossen oder brennend, soweit das Auge reichte. Unser Tag fing nicht gut an, fast hätte man uns den Garaus gemacht. Unser Reparaturtrupp lag 60 km hinter uns und hatte alle fahruntauglichen Panzer auf die Straße geschleppt, um den Durchbruch zu stoppen." ,,Doch dann kamen die deutschen Panzer Unsere schönen, mächtigen, lebhaften Panzer. Wir sind insgeheim stolz darauf, daß uns jede braucht, wenn die Gefahr am größten ist! Panzer,Panzer voran!" ,,In der Nacht waren die Neuseeländer an unserer rechten Flanke durchgebrochen. Wie viele das wußte keiner. Wir zogen unseren Verteidigungsring enger zusammen. Zwei Mann hielter bei jedem Panzer Wache, einer an der Panzerkanone, einer draußen mit einem Schmeisser-MG Beide lauschten in die Nacht. Der Mond war bereits zeitig untergegangen, so daß die Sicht nich mehr als 20 Meter betrug." ,,Ich stand ganz nahe beim Kommandeur. Außer mir war da noch ein Melder. Der Telefonanschluß zur Division stand. Würden die Neuseeländer angreifen? Englische Jagdflieger und Bomber warfen Christbäume [Fackeln] ab, unr das Gelände auszuleuchten. Wollten sie damil ihren eigenen Truppen den Weg zeigen?" ,,Weiter hinten fielen reihenweise Bomben auf die Versorgungslinien unseres Transportes. Die Artillerie schwieg. Es war ziemlich zermürbend. In der vorangegangenen Nacht hatten sie uns nicht schlafen lassen. In dieser gespenstischen Nacht sind nur unsere Reparaturtrupps hart am Arbeiten."
,,Um ca. 2.00 Uhr kam unser Horchposten mit einem Gefangenen zurück, der sich verlaufen hatte. Er brachte einen verwundeten deutschen Unteroffizier mit. Der Uffz. war bewußtlos und stöhnte nur. Um 3.00 Uhr traf überraschend der Befehl ein. Eine englische Schützenbrigade war eingedrungen und mußte vernichtet werden. Unsere eigenen Schützen waren überrumpelt worden. Panzer waren die letzte Rettung. Die Kompanie war im Nu einsatzbereit. Die Motoren liefen warm, über Funk trafen die Befehle ein, die Einheit formierte sich und rollte los. Noch immer ist es duster, im Osten erblickt man den langsam erlöschenden Morgenstern. Der Morgennebel wird vom Wind vertrieben."
,Nur der Lärm der Panzer breitet sich über das gelbsandige Gelände aus. Dank strikter Befehle nehmen wir die Anhöhe zu unserer Rechten langsam ein. Wenig später melden unsere Aufklärer englische Fahrzeuge in 1200 Metern Entfernung. Unsere Richtschützen orten das Ziel. Der Kampf hat begonnen. Die Neuseeländer scheinen aus dem Schlaf gerissen und rennen umher, als ob sie geglaubt hätten, die Deutschen würden ihre Stellung nicht finden. Als sie schließlich ihre Kanonen aufgestellt hatten, stand ihr Transport bereits teilweise in Flammen. Es war ein kurzes Gefecht, in dem wir bis auf 800 Meter herankamen und uns gegenseitig stets Deckung gaben, da wir in der Vergangenheit oftmals auf unbekannte englische Panzerabwehrstellungen gestoßen waren. Wir konnten nun auch sehen, daß deutsche Panzerjäger das Feuer von rechts, d.h. an der linken Flanke des überraschten Feindes, eröffneten und den Gegner damit vollkommen verwirrten."

,,Ich weiß nicht, wie es passierte, aber als ich ein englisches Kettenfahrzeug vernichtete und meinen Treffer mit dem Fernglas beobachtete, explodierte eine aus einem amerikanischen Panzer abgefeuerte Granate neben mir. Ich konnte gerade noch den Kopf einziehen. Dann fühlte ich den Schmerz in meinem rechten Arm und sah, wie Blut auf die Schulter meines Richtschützen tropfte. Dieser nahm den Verbandskasten, rollte meinen Ärmel auf und verband mich. Glücklicherweise hatte ich nur einen kleinen Splitter einen Zentimeter über meinem Ellbogengelenk abbekommen. Mein Kommandant fragte über Funk an, ob seine Nr.1 verletzt sei. Ich hatte meinem Fahrer befohlen, einen Augenblick anzuhalten, so daß wir zurückgefallen waren. Der Angriff ging mit hoher Geschwindigkeit weiter. Die übriger Panzerfahrzeuge waren mir 400 Meter voraus. Ich konnte ihnen nun nacheilen, wobei ich lachend meinen Verband zeigte."
,,Was dann geschah, grenzte an ein Wunder. Während die eine Kompanie vorrückte und dabei einige feindliche Panzer in 1500 Metern Entfernung angriff, drang der Rest unserer Einheil in die englischen Stellungen ein. Wo erst nur paar Artilleriegeschütze, einige Panzerabwehrkanonen und Kettenfahrzeuge standen, stiegen plötzlich erst zehn, dann fünfzig und schließlich sechshundert Tommys aus Bodenlöchern und winkten uns zu. Einige grüßten zögernd, andere warfen ihre Waffen weg und marschierten Reihe auf uns zu. Die gesamte neuseeländische Kampfeinheit ergab sich."
,.Unser Kommandeur lächelte. Endlich haben wir wieder einen Sieg errungen nach den tagelangengen englischen Artilleneangriffen. Endlich konnten wir etwas vorweisen: vier brennende Panzer, vielleicht zehn Selbstfahrlafetten, acht Kanonen, eine Reihe von Kettenfahrzeugen, Maschinengewehre, Bazookas. In den Gräben konnten wir Schützen mit aufgepflanzten Bajonetten sehen. Diese Hunde, dachten wir! Die uns nachfolgende Schützenabteilung hätte den Jungs zeigen können, wo's langgeht"
,,Unser Kommandant befahl anzuhalten, da mit sich unsere Einheiten neu formieren konnten. Dann begannen wir, die südliche Stellung des Djebelhangs anzugreifen, die von feindlich Panzern gehalten wurde. Unsere Vorhut melde etwa 14 Stück."
,,Unsere Granaten schlugen in die Reihen der sich zurückziehenden Neuseeländer ein. Zu diesen Zeitpunkt erhielten wir über Funk eine irreführende Meldung der Division. Südlich vom Punkt Hügel 63 (ungefähr in der Gegend, in der wir die Nacht verbracht hatten), hatte eine starke englische Panzerbrigade unsere Gefechtslinien durchbrochen. Ihre ersten Einheiten kämpften gegen unsere Flakgeschütze. Jetzt begriffen wir, worin der Plan der Engländer bestand. Die neuseeländische Brigade, die - was der englische General nicht wußte - nicht mehr existierte, hatte uns von Süden her angreifen sollen, die Panzer hätten den Ring dann von vorn und von der rechten Flanke kommend geschlossen. Bei einem Erfolg dieser Aktion und eventueller Kopflosigkeit in unseren Reihen, wäre ein großer Teil der deutschen Kräfte, zumindest aber unsere Panzerdivision vernichtet worden. Wie wir später von gefangenen Panzerbesatzungen erfuhren, hatten sie den Befehl gehabt, bis zur Küstenstraße und mit nachfolgender Verstärkung sogar bis nach Tobruk vorzudringen. Unser Kommandant stand heute besonders stramm. Ich weiß, dieser Augenblick gehörte zu seinen stolzesten Momenten."
,,In unserer Nähe sind weder ein General, Panzerabwehrgeschütze, Flaks oder Artillerie, sondern nur die zusammengeschrumpfte Panzereinheit, die aus der Gegend von Derna zu uns gestoßen ist und sich mehr als l000 Kilometer bis nach El Alamein durchgekämpft hatte. Sie hatte mehr als 250 feindliche Panzer, viele Artilleriegeschütze, Panzerabwehrkanonen und Kettenfahrzeuge zerstört."
,,Jetzt steht der Feind links vor uns und hinter uns, stärker denn je. Seine Stellung ist vielleicht besser als je zuvor während des Feldzuges. Sie wissen, daß sie überlegen sind - doch egal, was geschieht, wir sind dran mit dem nächsten Schachzug."
,,Wir haben es geschafft! Zunächst führte unsere Einheit ungefähr eine Kehrtwende aus (was einfacher gesagt als getan war), als ob es uns nichts ausmachen würde. daß 12 oder 20 feindiche Panzer hinter uns standen. Zug für Zug bewegten wir uns unsicher von links und rechts, den Feind stets hinter uns und ständig von dringenden Funksprüchen der Division unterbrochen, die uns zur Eile um jeden Preis antrieben. Schließlich rollten wir, während die schweren Panzer sich vom Schlachtfeld zurückzogen, um sich neu zu formieren. Dann ging es vorwärts auf die Anhöhe, wo wir unseren Augen nicht trauten: Es war unglaublich, aber wir befanden uns genau an der rechten Flanke der vorrückenden englischen Panzerbrigade! Wir brauchten keine Befehle! Unsere Aufstellung verhieß Erfolg. Wir handelten ruhig, ganz ruhig und überlegt, ohne Hast. Unsere Köpfe waren klar für die Schlacht."
,,Während unser Panzerschütze zum zweiten Mal lädt, sehen wir bereits den Rauch und das Feuer vom Einschlag der ersten Granate in die feindlichen Panzer."
,,Der unmittelbar neben mir stehende Kommandant und ich atmen auf. Was für ein Anblick. Man muß sich diese flache, von West nach Ost verlaufende Anhöhe und dahinter eine ca. 800 m breite Senke in gleicher Richtung vorstellen. Die Engländer marschierten in diese Senke und kamen in unsere Schußlinie." Der Führer der 4. Kompanie schoß sieben Panzer ab, ein anderer fünf. Nahezu jeder konnte später von zwei oder drei Treffern berichten. Abgesehen von meiner lächerlichen Verletzung, die mir erst später wieder einfiel, hatten wir zwei Tote und zwei Verwundete. Das ist unbedeutend im Vergleich zu den 60 Feindpanzern, die wir anschließend zählten. Die meisten waren ausgebrannt. Die übrigen mußten vor einem unsichtbaren und unerwarteten Feind fliehen. (Wir hatten hinter der Anhöhe gestanden, so daß unsere Geschützrohre kaum über die Spitze hinausragten.) Sie endeten auf einem Minenfeld, das sie am Morgen noch durch eine enge Schneise passiert hatten. Jetzt wurde es ihnen zum Verhängnis. Eine Stunde später kamen wir langsam die Anhöhe herunter und fuhren, überwältigt vom Anblick des Sieges, nach Osten. Wir nahmen unsere alte Stellung wieder ein, als sei nichts geschehen."
,,Die feindlichen Panzer, die anfangs in unserem Rücken standen, wurden von unserer Haubitzenbatterie und unseren Panzerjägern vertrieben. Der Schweiß rann uns nach einer zufriedenstellenden Aktion verdientermaßen über unsere schmutzigen Gesichter."
,,Die Division erhielt am laufenden Band Berichte. Wie wir später erfuhren, wurden die englischen Einheiten an der Spitze der Brigade von unseren Flaktruppen in Stücke geschossen. 12 Mk II und Mk IV dürften übrig geblieben sein, den anderen gab der Direktbeschuß unserer Flak- und Panzerabwehrgeschütze den Rest."
,,Am Abend erlebten wir schweres und drohendes Artilleriefeuer der Engländer. Unser Oberkommando sprach von 131 zerstörten Pz­Kpfw"
,,Der nächste Tag war wiederum heiß und äußerst drückend. Wie sollte man das aushalten? Hunderte, je Tausende Fliegen laufen einem über das Gesicht. Moskitonetze haben wir schon lange nicht mehr. Wir verharren geduldig. Der Stahl unserer Panzer glüht; das Wasser ist kaum trinkbar. Unsere einzige Hoffnung ist es, daß zu Mittag ein Sandsturm aufkommt...".
,,Es ist noch Nacht. Wir sind wachsam, müde, ungewaschen und ölverschmiert. Wir stehen in der afrikanischen Nacht auf Wacht für Deutschland."