Stabsgefreiter Geier mit seinem T-34
Noch immer Versucht der Russe die 3. Panzer-Armee im Raum um Witebsk einzukreisen. Gegen die äußere Flanke des nach Süden vordringenden Feindes wirft sich seit den Weihnachtstagen des dritten Rußlandwinters in wechselvollen Kämpfen immer wieder auch die 5. Jäger-Division gegen den an Infanterie und Panzern überlegenen Angreifer. Angriff und Gegenangriff wechseln einander ab. So beginnt das neue Jahr 1944. Tschisti und Dworischtsche werden zu Brennpunkten, in die ganze Rudel russischer Panzer durch hochstiebenden Schnee hineinbrausen und wild um sich schießen. Verwegene Panzerjagdkommandos knacken im Nahkampf diese Ungetüme, so daß innerhalb von zwei Tagen allein im Divisionsbereich 49 Panzer, die Ausstattung von zwei russischen Panzerbrigaden, vernichtet werden.

Vorne in den Löchern bei den Jägern sitzen auch die VBs des A. R. 5. Der Schrei ,,Panzer von vorn!" gellt durch die Hauptkampflinie. Einige hundert Meter vor den deutschen Stellungen haben sie gehalten und schießen unentwegt. Dann rollen sie wieder an, dicht gefolgt von heranschleichenden Rotarmisten. Die bellenden Schüsse von Panzern und Panzerabwehrkanonen steigern sich zu einem ohrenbetäubenden Duell. Faustpatronen und ,,Ofenrohr" werden von beherzten Männern auf die stählernen Kolosse gerichtet. Schon brennt einer von sechs. Und auch der zweite ist schon geknackt. Mit der Gelassenheit eines fronterfahrenen Hilfsbeobachters hat der Stabsgefreite Geier in diesen entscheidenden Augenblicken mehr gesehen als die anderen, denn ein T 34 blieb mitten im Angriff ohne sichtbaren Schaden stehen. Als die Sonne im Westen versinkt, heben sich die ausgebrannten Panzer-Wracks gespenstisch vom Weiß des Schneefeldes ab. Mitten im Niemandsland steht auch jener, so unvermittelt stehengebliebene Panzer. Mit der Pistole in der Hosentasche und der Handgranat~ am Koppel kriecht der Stabsgefreite an den verständigten vorderen Postenständen vorbei nach vorn. MG-Garben zwingen ihn zu
Boden. Das grelle Licht der Leuchtkugeln drückt ihn immer wieder in Deckung. Dann endlich erreicht er keuchend ,,seinen" Panzer. Schnell schlüpft er durch die offen stehende Luke, schließt sie, entzündet seine Hindenburgkerze und untersucht das fremde Ungetüm. Der Turm dreht sich noch, und auch das Funkgerät scheint in Takt zu sein. Im Kerzenschein hantiert er wie in einer Mechanikerwerkstatt, und er muß sich doch immer wieder ins Bewußtsein rufen, daß er zwischen Freund und Feind in einem fremden Panzer hockt. Als der Morgen graut, kriecht er vorsichtig aus dem Koloss heraus, robbt zu den eigenen Linien zurück und weiß jetzt, daß das Kabel zwischen Anlasser~ und Motor Ursache des Defektes ist. Er weiß aber auch, daß er nächste Nacht wieder draußen sein wird, dann aber nicht mehr zu Fuß zurückkehrt.

Ehe die Sonne der gespenstischen Dunkelheit weicht, steht der Stabsgefreite schon wieder an seinem T 34. Das fehlende Stück des Anlasserkabels hat er sich besorgt, und im letzten Abendsonnenschein dreht plötzlich ein russischer Panzer Turm und Kanone auf die russischen Linien und sendet seinen todbringenden letzten Gruß hinüber. Dann heult der Panzermotor auf und rumpelt der deutschen Stellung entgegen. Wütend schießen ihm die Rotarmisten nach. Mit dem roten Sowjetstern, aber mit rückwärts gerichtetem Turm und Rohr steuert der Panzer durch die Kusseln auf die deutschen Kampfstände und Bunker zu, aus denen verblüfft und staunend die Landser ihre Köpfe recken. Vor dem Gefechtsstand hält das stählerne Ungetüm, die Luke öffnet sich, eine deutsche Jägermütze wird sichtbar, und mit ölverschmiertem, aber strahlendem Gesicht ruft der Panzeramateur: ,,Stabsgefreiter Geier meldet sich mit eigenem T 34 zurück!"