Bericht über "Tiger"-Panzer im 1. Kampfeinsatz
  1. August 1942 südöstlich von Leningrad

Kurz vor 11 Uhr erhielt der Zug den Befehl zum Einsteigen und zum Anlassen der Motoren. Major Richard Maerker als Kommandant der Einheit stieg in den ersten Tiger, und die Fahrzeuge setzten sich in Bewegung. Sie schlossen sich ihrer Infanterieverstärkung an, überschritten die Ausgangslinie und bekämpften bald darauf feindliche Ziele. Leider war der Untergrund viel zu weich, und das Gelände vollkommen ungeeignet für schwere Kettenfahrzeuge. Obwohl sich der Feind vor der vorrückenden Streitmacht zurückzog, teilte er Vergeltungsschläge aus. Als der Zug bei einer niedrigen Anhöhe anlangte, teilte er sich. Zwei Panzer fuhren nach links, zwei nach rechts. Dabei stieß er auf einen Tiger, der hinter dem nächsten Bergrücken mit einem Getriebeschaden liegen geblieben war. Damit war der schlechten Nachrichten jedoch nicht genug. Später fiel ein weiterer Tiger wegen Maschinenschaden aus. Nach einer schnellen Inspektion des Kommandanten beschlossen sie, die nächste Werkstatt aufzusuchen und dort die Bergung zu organisieren. Als Major Maerker wieder in seinen Tiger einstieg bekam er die Meldung, das der 4 und letzte Tigerpanzer auch ausgefallen sei. Ursache in diesem Fall waren Probleme mit der Lenkung. In der Nacht wurden alle drei einsatzunfähigen Fahrzeuge erfolgreich geborgen. Drei 18 Tonnen schwere Schlepper (SdKfz 9) zogen die Tiger durch den zähen, schweren Boden. Glücklicherweise erkannte der Feind den Ernst der Lage nicht, denn trotz schwerem Beschuß verlief die Operation gut. In der Werkstatt wurden die defekten Teile sofort ausgewechselt und auf dem Luftwege zur Reparatur an den Hersteller geschickt, der seinerseits Ersatzteile auf den Weg brachte. Die Monteure arbeiteten Tag und Nacht an den Tigern, so daß alle vier Panzer am 45. September wieder einsatzbereit waren.
Leider geriet die zweite Aktion zu einem noch größeren Dilemma. Das Oberkommando beschloß, Tiger und einige PzKpfw III am 22 September an die Spitze einer Attacke der 170. Infanteriedivision gegen die 2. Russische Armee zu stellen. Das dafür vorgesehene Gebiet ähnelte dem des mißglückten Angriffs am 29. August. Major Maerker legte vergeblich Protest ein, nachdem er den Untergrund geprüft und als vollkommen ungeeignet für schwere Panzer befunden hatte. Allerdings hatte der Führer persönlich den Einsatz der Tiger befohlen, und niemand wagte es, sich über diese Anweisung hinwegzusetzen. Der Vormarsch begann nach einer Serie von Luftangriffen. Kurz nach der Ausgangslinie wurde der erste Tiger an der Frontplatte getroffen. Obwohl die Panzerung nicht durchschlagen wurde, kam der Motor durch die Explosion zum Stillstand und sprang nicht wieder an. Die Besatzung entschied sich zum Verlassen des Fahrzeugs. Später warf jemand, der nicht an eine Bergung des Panzers glaubte, eine Handgranate in den Turm, der daraufhin Feuer fing.
Obwohl die drei anderen Tiger ihr erstes Ziel alle erreichten, wurden sie später entweder außer Gefecht gesetzt oder sie blieben bei den Vormarschversuchen im Schlamm stecken. Mit großer Mühe konnten zwei von ihnen sowie der erstgenannte Tiger geborgen werden. Der vierte war am weitesten vorgedrungen und so tief hartnäckigen Schlamm versunken, daß die Bergung als nahezu unmöglich erwies. Man war gleichermaßen besorgt, einen Tiger so nahe Feind liegen zu lassen bzw. ihn zu zerstören. Schließlich rückte in der Nacht des 24. November eine Reparatureinheit vor, entfernte sow möglich alle nutzbaren Teile, stopfte den mit Munition voll, um ihn auch wirklich komplett zu vernichten, und jagte ihn dann in die Luft. Damit hatte die Geschichte aber noch kein Ende gefunden, denn Hitler als Alleiverantwortlicher für dieses Debakel wollte Fehler nicht eingestehen und schickte anstelle dessen nach Major Maerker, um sich von diesem erklären zu lassen, woran die Aktion gescheitert sei. Maerker verwies mit Nachdruck darauf, das die Panzer nicht in einem solchen Gelände eingesetzt werden dürfen; er wurde aber von Führer zum Sündenbock abgestempelt, zur 5. Panzerdivision abkommandiert und später im Kampf getötet.

Wie es Guderian richtig erfaßte, bestand das Ergebnis dieser Operationen ,,nicht nur in schweren, unnötigen Schäden, sondern im Verlust der Geheimhaltung und des Überraschungselements in der weiteren Perspektive."